„Auf keinen Fall wollte er die Nationalsozialisten durch öffentliche Kritik zu einem noch schärferen Vorgehen gegen sich und seine Bücher provozieren.“ Zweig musste deshalb Österrrich verlassen und nach London bzw. nach England flüchten. Das ist auch der Grund, warum das Manuskript dieser Novelle in einem Archiv des englischen Verlages gefunden wurde. „Mit der Inkraftsetzung der Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums im März 1936 wurde Zweigs Werk in Deutschland vollständig verboten, seine Bücher wurden in einer großangelegten Gestapo-Aktion am 12. März 1936 konfisziert.“ Aus der sozialen und historischen Gründen wurden S. Zweigs Werke und Bücher in den 30er Jahren in Deutschland punktuell an den Rand der Vergessenheit gedrängt.
3 Bauform und Inhaltsangabe
In diesem Kapitel geht es um die Bauform dieser Novelle, darüber hinaus wird eine kurze Inhaltsangabe der Novelle zusammengefasst.
3.1 Bauform
Viele der Stefan Zweigs Novellen gehören zur Rahmenerzählung, zum Beispiel Brief einer Unbekannten, Schachnovelle usw. Die Reise in die Vergangenheit ist auch eine Rahmennovelle, die sich in einem äußeren Rahmen und in einer Binnenerzählung gliedert. Es gibt die erste Rahmenhandlung [in Form des äußeren Rahmens], eine andere Erzählung geschieht in der zweiten Rahmenhandlung [in Form der Binnenerzählung].
Der äußere Rahmen ist die Reise mit dem Zug von Frankfurt am Main nach Heidelberg. Die Ausgangssituation ist das Treffen beider Hauptfiguren am Frankfurter Hauptbahnhof. Auf dem Zug nach Heidelberg wird die vergangene Geschichte durch die Erinnerung des Protagonisten erzählt. Diese Binnenerzählung trifft den Kernbegriff: die Reise in die Vergangenheit. Zu Ende kommen beide Hauptfiguren in Heidelberg an, die Handlung kommt von der Binnenerzählung [innerem Rahmen] wieder zum äußeren Rahmen. Gegenwart und Vergangenheit als die dominaten Zeiträume der Handlungen werden auf diese Weise zugleich voneinander abgehoben und miteinander verzahnt . Die Erinnerungen an das Vergangene sind der rote Faden dieser Novelle, der die Liebe von gestern, den Widerstand der Realität und Chaos damaliger gesellschaftlichen Situation miteinander verbindet.
3.2 Inhaltsangabe
In der ersten Szene der Novelle traf sich auf dem Frankfurter Hauptbahnhof der männliche Hauptfigur Ludwig und die weibliche Hauptfigur Gattin vom Geheimrat G. Er und Sie, die schon mehr als 9 Jahre voneinander getrennt gewesen waren, könnten sich endlich miteinander treffen und eine Reise zusammen machen, um die verlorene Vergangenheit wieder zu finden. Der kurze Dialog könnte die innerliche Erregung von beiden nicht verbergen, „[...] ich habe nicht gezweifelt – was ist denn verlässlicher in dieser Welt als dein Wort?“ so der Mann zur Frau, „Ihr Worthalten ist nicht auf ihr Kommen beschränkt, wie sich herausstellt. Es bedeutet vielmehr ein Versprechen, auf beidseitigem Begehren beruhend, auf einem Verlangen, das nach einem Jahrzehnt schmerzlicher Trennung, nach dem abgebrochenen Kuss in der Belle Epoque endlich in Erfüllung gehen möge, wobei schon eingangs die Angst mitschwingt, ihr gemeinsames Glück wieder zu versäumen und ein unerfülltes Ende erleben zu müssen.“
Sie fuhren mit dem Abendexpress nach Heidelberg, wo sie vor Jahrzehnten schon einmal gewesen waren. Eigentlich wollten sie einen ruhigen Raum im Zug finden, damit sie miteinander ein vertrautes Gespräch führen könnten. Leider gab es im Coupé erster Klasse noch andere Fahrgäste, deshalb könnten sie nur resigniert einander gegenüber bleiben, ohne ein Wort zu sagen. Der Zug fuhr unaufhaltsam vorne, die Reise in die Vergangenheit begann. Die Gedanken der beiden schwebten träumerisch ins Vergangene zurück.
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