Trotzdem bedeutet Gehorsamkeit für ihn keine Resignation, er hat in Mexiko durch den großen Fleiß Karriere gemacht und eine schöne Frau geheiratet. Das Schicksal spielt für seinen Willen nur eine geringere Rolle, er kämpft immer für seine alte Liebe zur Frau des Geheimrats. Deshalb nach dem 1. Weltkrieg schreibt er seiner Geliebten wieder Briefe, um das gestrige Versprechen der Frau zu wiederholen. Er glaubt, dass man mit der Kraft des Willens fast alles überwinden kann: „In uns ist die Zeit“, antwortete er fest, „in unserem Willen.“ „Ich habe neun Jahre gewartet mit verbisschen Lippen. Aber ich habe nichts vergessen [...]“ Durch Ludwigs Wort und Tat kann man feststellen, dass er kein Pessimist und kein Fatalist ist.
4.2 Charakter der Protagonistin
Stefan Zweig kennt sich mit den weiblichen Mentalitäten und den Gefühlen der Frauen gut aus. In seinen Werken sind viele Frauen bemerkenswert und ungewöhnlich. Und fast alle weiblichen Figuren in seiner Novelle leben in einer emotionellen Welt, die die Ehe-, Familien- und Lebensfragen enthalten. YANG Rongs Meinung nach werden die Beziehungen der Liebe oft durch den Widerspruch zwischen den Figuren und der Widerstand der äußeren Umstände enthüllt. Die meisten weiblichen Figuren sehnen sich nach der beständigen Liebe bzw. der reinen Gefühle.
Was noch zu berücksichtigen ist, dass die meisten Protagonistinnen in S. Zweigs Werken keine konkreten Namen haben. Eine Frau ohne Name könnte den Lesern mehr Räume für die Vorstellung anbieten und die Phantasien der Leser anregen. In dieser Novelle kennt man den Namen der Frau auch nicht, man weiß nur, dass diese Frau die Gattin vom Geheimrat G. ist. Durch diesen Trick ist es gelungen, den Schwerpunkt bei der Gestaltung der Protagonistinnen auf die allgemeinen Charakter der Frauen zu legen.
Die Frau in dieser Novelle hat ein zärtliches und warmes Herz und gleichzeitig auch einen kühlen Kopf. Sie ist sehr großzügig und leidenschaftlich, beim ersten Treffen mit Ludwig sagt sie: „Ich danke Ihnen vielmas, Herr Doktor, [...] dass Sie der Einladung meines Mannes endlich Folge geleistet haben, und ich wüschte, es wäre mir gegeben, Ihnen bald erweisen zu dürfen, wie sehr ich Ihnen dafür dankbar bin. [...]“ Sie ist so ehrlich, dass sich Ludwig sofort beruhigt fühlt. Dann sagt sie zu ihm weiter „Ich weiß, ein Zusammenleben, wenn man einander nicht seit lange kennt, ist immer ein Problem. Und da hilft nur eines: Aufrichtigkeit. So bitte ich Sie, wenn bei irgendeiner Gelegenheit Sie sich hier bedrückt, von irgendeiner Einstellung oder Einrichtung gehemmt fühlen, sich frei mir gegenüber zu äußern. [...]“ Von ihren Worten kann man annehmen, dass sie gut gebildet ist und keine hohe Haltung gegenüber anderen Leuten behalten.
Für die Liebe ist sie auch selbstlos und sanftmütig. Um seinem Mann [Geheimrat G.] zu helfen, hat sie mit Leib und Seele alle Hausarbeiten gepflegt. Sie bleibt unerschütterliche Treu zu ihrem Mann, obwohl sie sich allmählich in Ludwig verliebt. Einerseits erfüllt sie als Ehefrau sorgfältig ihre familiäre Pflicht, andererseits kümmert sie sich auch um Ludwigs Leben. Sie kauft Bücher für ihn und räumt sein Zimmer ein, um ihm das Gefühl zu geben, als ob dass er in seiner eigenen Wohnung wäre. Sie verbirgt ihre Liebe zu Ludwig im Herzen, diese Zurückhaltung zeigt Ludwig ein sakrales Bild, wie die folgenden Attribute illustrieren: „bürgerliche Madonna“, „nonnenhaft im hochgeschlossenen Kleid“, „Aura von Mütterlichkeit“.
Besonders zu erwähnen ist, dass die Frau am letzen Abend der Abreise nach Mexiko zum Ludwigs Zimmer kommt, um von ihm letzten Abschied zu nehmen. Ludwig kann sich nicht mehr kontrollieren, „als seine Küsse schon unter dem aufgezerrten Kleid ihre gebäumte Brust überglühten und gierig die weiße heiße Haut entlang bis dort, wo ihr Herz ihm keuchend entgegenschlug, [...] sagt sie zu ihm, „Nicht jetzt! Nicht hier! Ich bitte dich darum! [...] Ich durfte es nicht hier, nicht hier in meinem, in seinem Haus. Aber wenn du wiederkommst, wann immer du willst.“ Durch diese Worte kann man festlegen, dass die Frau nicht zügellos und kokett wie andere Frauen der Oberklasse in damaliger Gesellschaft ist. Sie nimmt ihre Liebe zu Ludwig ganz ernst, gleichzeitig überschritt sie die Grenzen der Moral und der Vernunkft nicht. Sie ist eine ehrliche, selbstlose, vernünftige und großartige Frau.
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